Die Welt ernähren – mithilfe der Blockchain

Die Blockchain kann durch Ertragsoptimierung, Lieferketteneffizienz und mehr Transparenz vom Erzeuger zum Verbraucher einen Beitrag dazu leisten, die Welt zu ernähren.

Schätzungen zufolge werden 2025 rund 20% der zehn weltweit grössten Lebensmittelhändler die Blockchain nutzen. Die Blockchain war ursprünglich als Netzwerk für den Handel von Kryptowährungen gedacht. Diese Form von Distributed-Ledger-Technologie (so viel wie „dezentrale Kontobücher“) wird jedoch zunehmend auch in anderen Bereichen eingesetzt.

Die Nahrungsmittelindustrie hofft, dass ihr die Blockchain zu Ertragsoptimierung, Lieferketteneffizienz und mehr Transparenz vom Erzeuger zum Verbraucher verhilft, um einen Beitrag für die Ernährung der Weltbevölkerung leisten zu können.

Allein Effizienzlücken zwischen Erzeugern und Lieferanten kosten schätzungsweise 60 Mrd. US-Dollar pro Jahr. Hat ein Erzeuger zum Beispiel keinen Prozess, der ihm den Bedarf seiner Händler meldet, erntet er seine Erzeugnisse womöglich früher als nötig, um eigene Liquiditätsengpässe zu verringern. Das Ergebnis sind geringere Ernteerträge von minderer Qualität. Das schadet nicht nur dem Unternehmen, sondern hat auch weitreichende Folgen für die Umwelt. Wenn schädliche Treibhausgasemissionen minimiert werden sollen, muss die Nutzung aller Anbauflächen optimiert werden.

Veränderte Erwartungen der Verbraucher setzen die Industrie zusätzlich unter Druck. Nachhaltigkeit ist zu einem wichtigen Thema geworden. Der Käufer möchte wissen, wo seine Lebensmittel herkommen und wie sie in das Supermarktregal gelangt sind. Durch das stärkere Bewusstsein für Lebensmittelsicherheit und -beschaffung dürfte durchgängige Transparenz zu einem kritischen Faktor werden, sowohl bei Verbrauchern als auch bei der Lebensmittelregulierung.

Blockchain-Technologie stellt Lebensmittelhändlern alle Tools für die Erfassung, Analyse und Bereitstellung dieser Informationen zur Verfügung. Dazu wird jeder einzelnen Ware eine digitale Identität zugewiesen – ähnlich wie ein Personalausweis –, sodass Einzelhändler Einblick in die gesamte Kette und Verbraucher Vertrauen in die Qualität und Frische der Produkte gewinnen.

Nestlé, das weltgrösste Lebensmittel- und Getränkeunternehmen, hat bereits 2017 als Gründungsmitglied des IBM Food Trust mit Blockchain-Technologie experimentiert. 2019 schloss das Unternehmen eine Partnerschaft mit der französischen Supermarktkette Carrefour und IBM, um Käufern von Mousline-Kartoffelpüree mehr Einblick in die Wertschöpfungskette des Produkts zu geben.

„Nachhaltigkeit ist gut für den Planeten, sie ist gut für die Menschheit, aber sie ist auch grundlegend für unser Unternehmen“, so Mario Batato, Head of Operations bei dem Lebensmittelriesen. Für ihn ist Blockchain-Technologie ein „Weg, den Verbrauchern unsere Transparenz mit Fakten und Zahlen konkret vor Augen zu führen.“

Nestlé ist entschlossen, mit diesen ersten Vorstössen in die Blockchain-Technologie einen viel breiteren Einsatz einzuläuten, der das Unternehmen auf seinem Weg zu Transparenz und zur Umsetzung seiner Nachhaltigkeitsagenda ein grosses Stück nach vorn bringt.

Unterdessen hat der internationale Einzelhandelskonzern Walmart begonnen, ein blockchainbasiertes Rückverfolgungssystem zu entwickeln, weil in der Bevölkerung die Sorge über Lebensmittelsicherheit nach einigen Fällen von lebensmittelbedingten Erkrankungen in den USA gross ist.

Ein solcher Schritt ist nur schwer in künftigen Renditen zu messen, aber Transparenz und Glaubwürdigkeit können sich für moderne Marken enorm bezahlt machen. Das ist eine der Weisheiten, die Wirtschaftsgurus permanent im Munde führen – dass Unternehmen für den Aufbau einer modernen Marke eine Zwei-Wege-Kommunikation mit ihren Kunden führen müssen. Für einen vollständigen, offenen und ehrlichen Dialog müssen Unternehmen jedoch in der Lage sein, jede Etappe des Weges, den ihre Produkte nehmen, rückzuverfolgen. Blockchain-Technologie entwickelt sich in schnellem Tempo zu einem entscheidenden Bindeglied, das der Lebensmittelindustrie genau diese Einblicke und Kontrolle ermöglicht.

Dieser Artikel wurde von der Financial Times verfasst. Ursprünglich veröffentlicht wurde er auf: https://www.pictet.ft.com/demand-for-food-transparency-solved-with-the-blockchain 

Über

Mega

Mega möchte zur Diskussion darüber anregen und beitragen, wie wir eine besser funktionierende Wirtschaft und Gesellschaft gestalten können.

Megatrends sind starke sozioökonomische, ökologische und technologische Kräfte, die die Richtung vorgeben, in die sich unser Planet entwickelt. Die Digitalisierung der Wirtschaft, das rasante Wachstum der Städte und die Ausschöpfung der natürlichen Ressourcen der Erde sind nur einige Beispiele für strukturelle Trends, die die Art und Weise, wie Länder regiert, Unternehmen geführt und Leben gelebt werden, grundlegend verändern.

Photo of Mega